radrooTEAM Rennbericht – 1. GCC Göttingen: Tour d'Energie 2017 //Jonas Arlt +++

 VOR DEM RENNEN/TEAMBESPRECHUNG „Das Fahrerfeld wird bis Mengerhausen kompakt bleiben. Es wird ein paar Ausreissversuche geben, aber die kommen nicht weg,“ äußert sich Dominik Weber bei der Vorbesprechung der TDE und ergänzt: „Am ersten Anstieg wird es sich dann in die Länge ziehen aber da wird vermutlich auch noch keiner wegkommen. Das entscheidet sich alles am hohen Hagen. Dort reißt das Feld in kleinere Gruppen auf und wir müssen schauen, dass wir vorne mit dabei sind!“ Zu diesem Zeitpunkt, am Vortag des ersten gemeinsamen Rennens, des neu fomierten radrooTEAM, haben die Fahrer nur vereinzelt gemeinsame Rennerfahrung. Für manche ist es gar die Premiere bei einem Jedermannrennen. Es ist schwer vorherzusagen wie das Rennen laufen wird, wie man in einer Gruppe harmonieren könnte. Bisher haben wir nur wenige gemeinsamen Trainingskilometer absolviert. Aber alle sind motiviert, können es kaum abwarten sich in den neuen Trikots auf den Corratec-Teamrädern ins Renngeschehen zu stürzen. Ich bin einer dieser 20 Fahrer/innen, die am nächsten Morgen an der Startlinie der Tour d'Energie 2017 stehen werden. Ich freue mich sehr auf dieses Event, insbesondere weil ich mein radroo Team Debüt bei meinem 'Heimrennen' in Göttingen geben darf. Umso größer ist aber auch die Nervosität. Es ist die erste Standortbestimmung der noch jungen Saison – für mich und für das Team selbst.

DAS RENNEN Es ist noch sehr frisch draußen, als wir uns um 8.30 Uhr an der Sparkassen-Arena treffen. Die Räder werden vorbereitet, die Startnummern angebracht und wir stimmen uns langsam auf das Rennen ein. Noch ein Teamfoto und dann rollen wir zum Warmfahren los. Die Spannung wächst, das 'Wir-Gefühl', vermittelt durch unsere, aus der Masse hervorstechenden, schwarz-neongelben Trikots und unsere Team-Räder, ist deutlich spürbar. Unser erstes gemeinsames Rennen steht kurz bevor. Gegen 10.15 Uhr sortieren wir uns in die Startblöcke ein. 1195 Teilnehmer umfasst das riesige Starterfeld. Mit acht meiner Teamkollegen werde ich gleich aus dem vordersten Startblock ins Rennen starten. Letzte Absprachen im Startblock, im Hintergrund erklingt TDE typisch 'Hells Bells' von AC/DC aus den Lautsprechern und kündigt so die letzte Minute vor dem Start an. Dann fällt der Startschuss. Es kommt wie Dominik Weber es vorhergesagt hat. Das Fahrerfeld bleibt bis Mengershausen kompakt. Der Teamtaktik folgend halten wir uns im vorderen Drittel auf, bereit eventuellen Attacken folgen zu können. Gegen Ende des ersten Anstiegs, bevor sich die Strecke Richtung Bördel verjüngt, wird das Tempo kurzfristig verschärft. Aber noch kann sich niemand absetzen. Die Anfahrt zum entscheidenden Anstieg zum Gaußturm beginnt. Bereits durch die Abfahrt in den Ort Dransfeld, zu Füßen des hohen Hagens, hat sich das Feld etwas gestreckt. Durch einen kurzen, beherzten Antritt konnte ich aber den Kontakt zu den Fahrern meines Teams halten. Ich kenne den hohen Hagen gut, bin ihn oft im Training gefahren, aber heute wird es ein quälender Anstieg, sind doch viele starke Fahrer um mich herum, die mich ansporen, das letzte Bisschen aus meinen Beinen herauszuquetschen. Dominik Hofeditz und Mirco Holzhauer schaffen es in gutem Tempo hinauf und können sich einer der ersten Verfolgergruppern der Ausreißer anschließen. Ich selbst klettere im Gleichtakt mit Guido Richter hinauf – „alles oder nichts“, denke ich noch, ehe der Anstieg schließlich endet. Das Risiko zahlt sich aus. In der Abfahrt kann ich zu Guido und Dirk Müller aufschließen, die ihre Weiterfahrt kurz vorzögert haben, in der Hoffnung, dass wir gemeinsam dem Wind besser trotzen und etwas Zeit auf die Spitze gutmachen können. Mit ein paar Fahrern fremder Teams formieren wir uns zu einer kleinen Verfolgergruppe. Es folgt eine fordernde, rasante Fahrt in Richtung Göttingen. Wir arbeiten als Team gut zusammen. Das Tempo wird durch schnelle Wechsel an der Spitze hochgehalten. Fahren auf der Windkante ist unerlässlich – im wahrsten Sinne des Wortes: „Lernen vom Profi“. Trotzdem gelingt es uns nicht zu einer größeren, vorderen Gruppe, die immer wieder im Sichtfeld auftaucht, aufzuschließen. Auf den letzten Kilometern wird das Tempo nochmals verschärft, ehe wir auf die Bürgerstraße zum Schlusssprint einbiegen. Jede Platzierung kann noch entscheidend für die Teamwertung werden. Im Vorbeifahren ruft mir Dirk zu: „Mein Hinterrad Jonas“! Es soll also der erste richtige Zielsprint meiner noch jungen 'Rennfahrerkarriere' folgen. Dann geht alles schnell. Ich höre Ketten mindestens zwei Ritzel nach unten knallen und die Fahrer vor mir schießen los. Ich starte die wohl berühmte, entscheidende Sekunde zu spät. Aus dem Sattel schießend versuche ich zu folgen. Im Tunnelblick, nochmal alle Kräfte mobilisierend, fliegt die Ziellinie, rechts und links gesäumt von Zuschauern, auf mich zu. Dann ist es aus. Trotz verpasstem Beginn des Sprints werde ich nicht Letzter unserer Gruppe. Durchatmen. Einmal, zweimal und dann durchströmt mich unbändige Freude, war das ein Rennen!

NACH DEM RENNEN Zahlen lügen nicht. Zwar verpassen wir das Podium in der Teamwertung knapp und müssen uns mit dem vierten Platz begnügen, aber 11 Fahrer des radroo Teams schaffen es unter die Top 100. Zudem belegen Mirco Holzhauer und Ulrike Blumenstein Podiumsplätze in ihren Altersklassen. Für mich ist Platz 33 und Platz 12 meiner Ak ebenfalls ein voller Erfolg, konnte ich wegen Kniebeschwerden doch erst verspätet in Saisonvorbereitung einsteigen. Es ist zudem meine bisher beste Platzierung bei einem Jedermannrennen. Das Rennen hatte alles zu bieten, was man sich als Radsportler nur wünschen kann: Fahren im Péleton, Kampf am und mit dem Berg, Kreiseln im Team, um dem Wind zu trotzen und ein Zielsprint. Das macht Lust auf mehr! Ich freue mich auf eine starke Saison mit dem radrooTEAM ! Ergebnisliste Tour d' Energie 2017: https://www.abavent.de/anmeldeservice/316/1071/ergebniss/3713/

Jonas Arlt (Foto: A. Mengel)
Jonas Arlt (Foto: A. Mengel)

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